Kleine Kinder, müde Beine, stressigen Tag gehabt? Es gibt viele Gründe, von einer stark befahrenen Straße genervt zu sein. Daran zu wohnen gehört sicher dazu. Rücksichtslose Raser, der alltägliche Park-Wahnsinn oder einfach nur der Lärm der Motoren sind Dinge, die einem sofort einfallen. Ganz zu schweigen von den Abgasen und dem Platz, den besonders abgestellte Gefährte nehmen.
Initiativen wie „Platz da!“ in Bremen stellen die grundsätzliche Frage: Wem gehört eigentlich die Straße? Wer sie heute weitestgehend dominiert, ist klar: Das Auto. Aber warum geben wir dem so viel Raum? Warum hat, wer mehr „Kraft“ hat auch mehr Rechte? Oder ist das vielleicht gar nicht so? Wenn man die Dominanz des motorisierten Verkehrs nicht einfach so hinnehmen will, kann man sich als Anwohner zusammenschließen und die Straße zurückerobern!
Dabei war der Platzbedarf der Autos von Anbeginn ihres Siegeszuges ein Thema. Leider ist das Rad der Geschichte schlecht zurückzudrehen. Denn irgendwann haben wir angefangen, das Stellplatzproblem vom privaten in den öffentlichen Raum zu verlagern. Der Boden geht somit allen verloren und nicht nur dem Autobesitzer. Dabei ist es kurioserweise so, dass Autos faktisch überwiegend dem Parken dienen. Ganze 1,2% ihrer Zeit werden die Fahrzeuge im Schnitt bewegt.
Dabei nehmen sie in diesem Zustand enorm viel Platz weg. Aber auch in Bewegung nehmen Autos den Raum auf der Straße. Und genau das ist ein Argument für niedrigere Richtgeschwindigkeiten. Denn berücksichtigt man den Platz, der durch Sicherheitsabstände benötigt wird, ist es kein Wunder, warum höhere Geschwindigkeiten auch zu einer höheren Auslastung der Straßen führen.
Wem gehört also die Straße? Ganz banal sollte die Antwort lauten: Allen! Aber eben allen in gleicher Weise. Die Bedürfnisse der Zu-Fuß-Gehenden dürfen nicht dem fließenden oder gar ruhenden Verkehr hintangestellt werden. Die berechtigten Bedürfnisse junger und alter, vor allem auch unsicherer Verkehrsteilnehmer, gilt es in besonderer Weise zu wahren.
Wir Grünen sind nicht für generelle Verbote sondern den vernünftigen, verantwortungs- und rücksichtsvollen Umgang mit dem knappen Gut „Platz“. Baum, Strauch, Beet, Wiese zum Sitzen und Toben statt zum Parken, wo immer es geboten ist. Barrierefreie Stellflächen, um bewegungseingeschränkten Mitbürger_innen die Teilhabe und den Zugang zu allen Einrichtungen des öffentlichen Lebens sowie Geschäften zu ermöglichen. Und faire Möglichkeiten für jetzt nicht genannten Menschen. Jeder nach seinen und ihren Möglichkeiten in Rücksicht auf die berechtigten Bedürfnisse der Mitmenschen. Wobei es lohnt, darüber nachzudenken, ob nicht die „Freiheit von“ (Belastungen und Belästigung) schwerer wiegt als die „Freiheit zu“ (fahren, rasen, parken).
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