Der Ortsverband der Grünen in Osterholz-Scharmbeck ist – wie viele Bürgerinnen und Bürger der Stadt, aber auch gerade des betroffenen Ortsteils – fassungslos über den Mehrheitsbeschluss der Fraktionen von SPD, CDU und Bürgerfraktion/FDP zur Bebauung der Wulfsküche in Scharmbeckstotel. In zahlreichen Vorgesprächen mit Parteien, Verwaltung und Investor und dann auch im Ausschuss für „Planung und Stadtentwicklung“, hat die grüne Fraktion vergeblich darum gerungen, eine gemeinsame Lösung im Interesse aller Beteiligten zu finden. Die Verwaltung hat einen Vorschlag vorgelegt, der zwar ebenfalls an die Grenzen des Verträglichen reicht, jedoch eine akzeptable Grundlage für weitere Planungen dargestellt hätte. Was grundsätzlich nach wie vor fehlt, ist eine Planung für den gesamten Ortsteil Scharmbeckstotel. So sind bereits an anderen Stellen Projekte in der Umsetzung, und es gäbe noch weitere Potenziale vor Ort, die eine ortsverträgliche sowie ökologisch und sozial weitaus sinnvollere Entwicklung der Ortschaft ermöglichten.
Es sollte nicht darum gehen, immer mehr zu bauen. Sondern klug die Bedürfnisse von Mensch und Natur zusammenzubringen, dabei die Kapazitäten der Stadt richtig zu nutzen und Bedarfe vor Ort zu ermitteln. Gerade die Bedürfnisse älterer Bürgerinnen und Bürger sollten auch dabei Berücksichtigung finden, in altersgerechte und energieeffiziente Wohnungen in ihrem gewohnten sozialen Umfeld wechseln zu können, wenn ihre Häuser zu groß geworden und wirtschaftlich nicht mehr zu bewerkstelligen sind. Einhergehend mit einer entsprechenden nachhaltigen Sanierung im Bestand, was wiederum jüngeren Familien ermöglicht, ihren Bedürfnissen entsprechenden Wohnraum zu finden. Ansonsten droht Leerstand. Herr Schnackenberg vom Seniorenbeirat hat sich daher in der Ausschusssitzung ebenfalls gegen den beschlossenen Entwurf des Investors ausgesprochen.
Und auch das Umweltbundesamt beschreibt die Anforderungen einer Stadt der Zukunft so:„Umweltschonende Mobilität, wenig Lärm, grün, kompakt und durchmischt.“ Das bedeutet neben Mobilität, auch Grün- und Erholungsflächen, als Räume der Begegnung und als nachhaltige Vorkehrung gegen bevorstehende Hitzeereignisse. Der beschlossene Entwurf des Investors weist in keinem Punkt in die Zukunft. Im Gegenteil, er zementiert eine rückwärtsgerichtete Politik zum Schaden unserer Stadt. Dass der Investor sich jeder sozialen Verantwortung entzieht und die benötigte Infrastruktur für Kita und Schule sowie die notwendige Ertüchtigung der örtlichen Verkehrssituation der jetzt schon finanziell überlasteten Stadt überlassen bleibt, geht einher mit dem vorliegenden Entwurf.
Wieso hier gegen jegliche Vernunft, gegen soziale Aspekte, gegen den erklärten Willen eines großen Teils der Bevölkerung vor Ort und gegen die Expertise der Fachleute der Verwaltung den Interessen eines Investors zur maximalen Gewinnorientierung vorbehaltlos gefolgt wurde – allem voran dem Plädoyer des Ortsvorstehers und seiner Partei – entzieht sich allen rationalen Erklärungsversuchen. Es bleibt die Hoffnung, dass der Widerstand gegen dieses Vorhaben Erfolg zeigt und die Vernunft und eine Bürgerbeteiligung am Ende siegt, bevor es zu spät ist.
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