Viel zu besprechen gab es am Freitagmittag in Osterholz-Scharmbeck. Die grünen Ratsfrauen Anja Heuser und Brigitte Neuner-Krämer hatten Landtagsabgeordnete Eva Viehoff zum Innenstadtspaziergang eingeladen. Einig war man sich ganz schnell, dass die Innenstadt von Osterholz-Scharmbeck eine tolle Herbstkulisse ist. Die kleinen Geschäfte in der Fußgängerzone hatten es Eva Viehoff (MdL, Bündnis 90/ DieGrünen) schnell angetan.
Anja Heuser hat Pläne mitgebracht und fährt mit dem Finger um das Sanierungsgebiet der Innenstadt. „Hier ist es doch schon heute sehr einladend“, freut sich Eva Viehoff und lässt, vor der Kirche stehend, den Blick schweifen. Beim Gang durch die Kirchstraße fällt ihr Blick auf die Häusefassaden. Hinterm Spielplatz versteckt sich das Haus Kirchenstraße 9 mit seiner wechselhaften Geschichte. „Das könnte man doch besser sichtbar machen“, meint Viehoff. Gleiches gilt ihrer Meinung nach auch für das Gebäude mit der Nummer 15, Uhren Jakel. „Die schöne Fassade oben sollte doch auch unten wieder zum Vorschein kommen“, stellt sie fest. Heuser und Neuner-Krämer nicken zustimmend. Eva Viehoff ist im Landtag für die Grünen unter anderem Sprecherin für Denkmalschutz, Arbeitsmarkt, und Tourismus. Das wird schnell klar, als die kleine Gruppe in die Teichstraße biegen will und der Blick auf den schönen Arkaden des Von-Seggern-Hauses liegen bleibt.
„Hier hat sich nach längerem Stillstand ein Investor gefunden“, erklärt Brigitte Neuner-Krämer. „Es entsteht eine Tagesklinik, die neue Nutzung und das Engagement werden von der Politik einstimmig begrüßt. Es kommt endlich wieder Leben in das schöne Gebäude.“ Dass auf der Poststraße bislang weniger Leben aber vor allem viel Verkehr ist merken alle am hohen Geräuschpegel. So biegt das Grüppchen um das Haus Kammann herum und bleibt auf dem recht leeren, leisen Parkplatz stehen. Der Blick fällt auf das derzeit wohl prominenteste Gewächs der Stadt. Anja Heuser deutet auf einen großen Baum im Hinterhof: „Um diese Blutbuche geht es“, erklärt sie. „Und dahinter, verdeckt, noch eine große Kastanie.“ Die Freude über die Umnutzung des Von-Seggern-Hauses wird hier doch etwas getrübt. Für noch mehr Parkraum sollen die großen, gesunden Bäume fallen. Da in diesem Fall aufgrund des Alters des Bebauungsplanes die Baumschutzsatzung nicht greift regt Eva Viehoff ein Baumkataster für den Innenstadtbereich an.
Entlang der Teichstraße kann Osterholz-Scharmbeck schließlich noch einmal seinen vollen Charme entfalten. Der Bruch zur nahe gelegenen Poststraße, die kleinren, alten Häuser und der offene Scharmbecker Bach zeigen, dass der Stadtkern verwinkelt ist, entdeckt werden möchte und eine hohe Aufenthaltsqualität hat. Anja Heuser und Brigitte Neuner-Krämer betonen, wie wichtig es ist, diesen Charme in der bevorstehenden Innenstadtsanierung zu würdigen. Etwas Neues entstehen zu lassen hieße ja nicht, das bereits Vorhandene nicht zu würdigen. „Man muss es im Zusammenspiel sehen, das können moderne Planer aber sehr gut“, sagt Eva Viehoff und ergänzt noch: „Offensichtliche Fehler der Vergangenheit sollten nicht wiederholt werden.“
Beim kurzen Abstecher durch den Stadtpark fällt der Blick der Gruppe auf die Blumenbeete und das kleine Biotop im Herzen des Parks. „Das ist ein beudeutender Beitrag für die Artenvielfalt“, erklärt Brigitte Neuner-Krämer. „Wir freuen uns sehr über engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stadtgrün, die an vielen Ecken solche Akzente setzen und pflegen.“ Dabei sind es nicht nur schön blühende Pflanzen sondern vor allem eine Nektar, Pollen und Lebensraum spendende Mischung, die hier genutzt werden.
Etwas passieren muss Hinter der Wurth – da sind sich die Frauen schnell einig. Der Anliegerverkehr tuckert hinein, fast bis in die Straße Hinter der Kirche. Viel Rangieren und Manövrien vor dem Haus am Markt bringt plötzliche Unruhe, nachdem sich die Gruppe im Park noch so geborgen fühlte. Die Rampe zum Seniorenzentrum, der barrierefreie Zugang auf der Parkseite, sollte eigentlich ein ruhiges und sicheres Einbiegen in die Straße ermöglichen. Der Verkehr macht es doch wieder ziemlich anstrengend und unübersichtlich. „Diesen Bereich wollen wir gerne etwas befrieden“, erklärt Anja Heuser. „Wir können uns hier bis in die Bahnhofstraße hinein einen Shared Space vorstellen. Etwas, was die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer zusammenführt, unter besonderer Berücksichtigung der Anliegen des Fußverkehres.“
Schließlich biegt die Gruppe auf den Marktplatz ein. Hier herrscht um zwei Uhr nachmittags noch reges Treiben, obwohl die ersten Stände schon abgebaut werden. Im Anschluss an den Spaziergang treffen sich die Politikerinnen zum Gespräch mit Gewerbetreibenden aus dem Sanierungsgebiet sowie der Superintendentin Jutta Rühlemann. Der Austausch brachte viele Erkenntnisse und Diskussionspunkte zu Tage. Eine wichtige Anregung der anwesenden Gewerbetreibenden war etwa, dass die Sichtbarkeit der Geschäfte auch bei Stadtfesten wichtig ist und sie nicht etwa mit Buden zugestellt werden dürfen.
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